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Gewindeschneiden von Hand

Gewindeschneider Beim Gehäusebau in der Hobbywerkstatt ist es von großem Vorteil, wenn man Gewinde für Schraubverbindungen selbst herstellen kann. Hier soll erläutert werden, wie hobbymäßig in Leichtmetalle Innengewinde mit Gewindebohrern von Hand hergestellt werden können, die bei sauberer Verarbeitung von industriemäßig gefertigten Gewinden nicht zu unterscheiden sind.

Begonnen wird mit dem Herstellen einer Kernlochbohrung. Hierzu sollte unbedingt die Bohrmaschine in einen Bohrständer eingespannt sein, damit das Bohrloch maßhaltig und senkrecht in das Material kommt. In das entstandene Kernloch wird anschließend mit dem Gewindebohrer das Gewinde geschnitten. Hierbei schraubt sich der Gewindebohrer sozusagen in das Kernloch hinein und schneidet dabei das Gewinde in das Material. Der Durchmesser des Kernloches entspricht bei metrischen ISO-Gewinden dem Gewindedurchmesser abzüglich der Gewindesteigung. Die entsprechenden Kernlochdurchmesser für verschiedene Gewinde können der folgenden Tabelle entnommen werden:

Gewinde M3 M4 M5 M6
Kernloch 2,5 mm 3,3 mm 4,2 mm 5,0 mm

Senkung Das fertig gebohrte Kernloch muss auf beiden Seiten mit einem Kegelsenker angesenkt werden. Der Außendurchmesser der Senkung ist hierbei etwas größer zu wählen als der Gewindedurchmesser. Durch das Senken erreicht man, dass einerseits der Gewindebohrer leichter anschneidet und die Bruchgefahr des Gewindebohrers sich rapide verringert. Es wird außerdem verhindert, dass die äußeren Gewindegänge beim Gewindeschneiden herausgedrückt werden, was auch bedeutet, dass später beim zusammenschrauben der Werkstücke diese auch nahtlos aneinander anliegen. Sacklöcher müssen tiefer als die vorgesehene Gewindetiefe gebohrt werden, da ein Gewinde nicht bis auf den Grund eines Bohrloches ausgeschnitten werden kann.

Auswahl des Handgewindebohrers

Je nach der Art des Gewindeloches (durchgehend oder Sackloch) verwendet man verschiedene Gewindebohrer. Im Hobbybereich sind mit Einschränkungen die folgenden Arten von Gewindebohrern in Baumärkten erhältlich.

Gewindeschneiden Mit dem 3-teiligen Handgewindebohrersatz schneidet man Gewinde in Grundlöcher (Sacklöcher) oder in lange durchgehende Gewindelöcher. Ein Satz besteht aus dem Vor-, dem Mittel- und dem Fertigschneider. Die gesamte Schneidarbeit wird hierbei auf 3 Gewindebohrer verteilt. Die Bohrer müssen in der richtigen Reihenfolge - Vorschneider (Kennzeichnung 1 Ring), Mittelschneider (2 Ringe) und Fertigschneider (keine Kennzeichnung oder 3 Ringe) - benutzt werden. Der Fertigschneider erzeugt das endgültig geschnittene Gewinde.

Der geradgenutete Einschnitt-Handgewindebohrer eignet sich am besten zum Schneiden von Gewinden in Blechen und dünnen Werkstücken. Das Gewinde wird hierbei mit einem Schnitt erzeugt.

Der schräggenutete Hochleistungsgewindebohrer schneidet das Gewinde ebenfalls in einem Schnitt. Für durchgehende Löcher verwendet man einen Gewindebohrer mit Linksdrall, der die anfallenden Späne vor sich her nach unten aus dem Bohrloch schiebt. Bei Sacklöchern wird ein Gewindebohrer mit Rechtsdrall verwendet, bei dem die Späne nicht in das Bohrloch, sondern in die Gegenrichtung nach außen befördert werden.

Schneidvorgang

Gewindeschneiden Der Gewindebohrer wird zuerst in eine Halterung, ein so genanntes Windeisen, eingespannt. In das Kernloch kommt ein Tropfen Öl als Schmiermittel. Danach die Spitze des Gewindebohrers leicht in die Senkung des Kernloches drücken und langsam anfangen das Windeisen rechtsherum zu drehen.

Wichtig: Beim Ansetzen des Gewindebohrers muss darauf geachtet werden, dass er senkrecht in das gebohrte Loch eingedreht wird. Bei mehrteiligen Gewindebohrersätzen den Mittel- und Fertigschneider erst mit der Hand eindrehen und dann das Windeisen aufsetzen.

Wenn beim Gewindeschneiden der Gewindebohrer von Zeit zu Zeit ein kurzes Stück zurückgedreht wird, brechen die Späne ab, können sich lockern und aus den Spannuten herausfallen. Ein festfressen des Gewindebohrers wird dadurch vermieden. Gleichzeitig kommt dadurch das Schmiermittel besser in die Gewindegänge. Bei Sacklöchern während des Schneidens öfters die Späne aus dem Loch entfernen. Beim schneiden von Sacklöchern ist größte Vorsicht notwendig - Gewindebohrer brechen hierbei besonders leicht ab.

Entfernen abgebrochener Gewindebohrer

Sehr schnell brechen Gewindebohrer ab, wenn man beim Anschneiden schief aufsetzt, ohne Gefühl oder unkonzentriert schneidet, die entstehenden Späne nicht durch zurückdrehen bricht oder wenn das Kernloch zu klein vorgebohrt wurde. Ist ein Gewindebohrer abgebrochen, so versucht man zuerst die Späne aus den Spannuten zu entfernen und setzt dann einen Auszieher für Gewindebohrer an. Dieser besitzt eine gehärtete Stahlhülse mit mehreren Stiften, die in die Nuten des Gewindebohrers eingeschoben werden und mit Hilfe eines Windeisens lässt sich der Gewindebohrerrest dann herausgedrehen. Wenn kein Auszieher vorhanden ist und man den Gewindebohrer mit einer Zange noch fassen kann, kann man versuchen ihn durch leichte Schläge mit Hilfe eines Durchschlages zu lockern und dann mit der Zange herauszudrehen. Andere Methoden, wie Anbohren des Gewindebohrers, beschädigen meist das Werkstück und machen das Gewinde unbrauchbar.

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